04. Juli 2025
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P-Seminar: „Deutsch-Französische Freundschaft“

Im Rahmen unseres P-Seminars haben wir, zehn Schüler*innen der 11. Jahrgangsstufe, gemeinsam mit zwei Lehrkräften ein ganz besonderes Projekt auf die Beine gestellt: Wir wollten die deutsche Sprache und Kultur in französischen Schulen wieder stärker ins Bewusstsein rücken und gleichzeitig ein Zeichen für die deutsch-französische Freundschaft setzen. Unterstützt durch Erasmus+ hatten wir die Möglichkeit, unsere Ideen nicht nur theoretisch zu planen, sondern auch praktisch umzusetzen – mit einer knapp einwöchigen Reise nach Frankreich als Höhepunkt. Dabei ging es uns nicht nur um klassischen Sprachunterricht, sondern vor allem darum, unsere Begeisterung für die deutsche Sprache kreativ, spielerisch und im direkten Austausch weiterzugeben.

Ausgangspunkt und Vorbereitung

Ausgangspunkt des Projekts war die Erkenntnis, dass sich in Frankreich immer weniger Schüler*innen für Deutsch als zweite Fremdsprache entscheiden – zugunsten von Spanisch oder anderen Sprachen. Deutsch gilt als schwer, wenig attraktiv und kaum nützlich – gerade in Regionen ohne unmittelbare Grenznähe. Diesem Bild wollten wir mit unserem Projekt entgegenwirken. Unser Ziel war es, Deutsch als lebendige, spannende und zugängliche Sprache zu präsentieren – mit Spaß, Interaktion und persönlichem Kontakt.

Dazu entwickelten wir über das gesamte Schuljahr hinweg ein kreatives Unterrichtskonzept für verschiedene Altersstufen – von Grundschule bis Sekundarstufe. Wir gestalteten Spiele wie Tabu, Memory, musikalische Elemente sowie Einheiten zu Zahlen, Farben und einfachen Sätzen. Dabei stand der spielerische Zugang im Mittelpunkt. Durch Gruppenarbeit, Belohnungssysteme und abwechslungsreiche Aufgaben wollten wir besonders jüngeren Schüler*innen die Scheu vor der Fremdsprache nehmen. Die Arbeitsverteilung innerhalb unseres Teams richtete sich nach individuellen Stärken – von der Moderation bis zur Unterstützung beim Lernen.

Die Frankreichfahrt – Begegnung, Austausch, Inspiration

Die einwöchige Frankreichreise war der zentrale Bestandteil des Projekts – und für uns alle ein besonderes Erlebnis. Unsere Reise begann am 8. Mai – direkt nach Schulschluss. Trotz Zugausfällen und verpasster Anschlüsse kamen wir abends gut in Paris an. Der erste Schulbesuch fand am darauffolgenden Freitag am Lycée Charles de Gaulle in Rosny-sous-Bois statt. Dort erwartete uns eine motivierte Schüler*innengruppe, mit der wir zunächst unsere vorbereiteten Spiele und Übungen durchführten. Besonders beeindruckend war für uns der Vergleich der Schulsysteme – etwa die langen Unterrichtszeiten in Frankreich bis 18 Uhr oder die stärkere Trennung der Jahrgänge.

Was als einfacher Besuch geplant war, entwickelte sich schnell zu einer lebendigen interkulturellen Begegnung. Der Austausch war offen, freundlich und von echtem Interesse geprägt. Das wurde besonders beim deutsch-französischen Picknick am Eiffelturm deutlich: Ursprünglich war nur eine kleine Gruppe französischer Schüler*innen eingeplant. Doch nach dem persönlichen Kontakt am Vortag wollten immer mehr Jugendliche mitkommen. Gemeinsam spielten wir Tabu, redeten auf Französisch und Deutsch, lachten viel und tauschten Kontakte aus. Das Picknick wurde zu einem echten Höhepunkt der Reise – nicht nur wegen der Kulisse, sondern weil dort echte Freundschaften entstanden.

Am Sonntag setzten wir unsere Reise fort – mit dem Zug ging es nach Langon bei Bordeaux. Dort standen drei weitere Schulbesuche auf dem Programm: das Lycée Jean Renoir, das Collège Jules Ferry sowie die Grundschule Antoine de Saint-Exupéry. Jeder Besuch war unterschiedlich – in Tempo, Atmosphäre und Wirkung.

Vor allem im collège nahmen unsere Schüler*innen die interaktiven Spiele begeistert auf, waren neugierig, probierten sich aus und ließen sich von der Freude an der Sprache anstecken. Besonders hier zeigte sich, wie wichtig persönliche Begegnung und emotionale Zugänge zum Sprachenlernen sind.

In der Grundschule übernahmen wir den Unterricht komplett selbst – das bedeutete: voller Einsatz auf Französisch, strukturierte Didaktik und viel Geduld. Trotz der sprachlichen Herausforderung gelang es uns, mit Liedern, Spielen und kleinen Dialogen die Kinder für Deutsch zu begeistern. Es war ungewohnt, plötzlich in der Lehrerrolle zu sein. Die Aufmerksamkeit der Kinder, ihre Fragen und ihr Mitmachen zeigten uns, dass unser Projekt Wirkung entfaltete.

Rückblick und Wirkung

Insgesamt war die Reise intensiv, herausfordernd und zutiefst bereichernd. Wir haben nicht nur viel über das französische Schulsystem, die Kultur und die Sprache gelernt, sondern auch über Teamarbeit, Flexibilität und persönliche Verantwortung. Besonders eindrucksvoll war zu sehen, wie schnell sich durch gemeinsame Aktivitäten und ehrliches Interesse Sprachbarrieren überwinden lassen.

Was bleibt, ist nicht nur die Erinnerung an eine gelungene Fahrt, sondern auch das Bewusstsein, dass Projekte wie dieses die europäische Idee konkret erfahrbar machen. Die vielen positiven Rückmeldungen, die anhaltenden Kontakte und der Wunsch der französischen Schüler*innen, mehr über Deutschland zu erfahren, bestätigen den Wert unserer Arbeit. Wir sind stolz darauf, einen kleinen Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft geleistet zu haben – mit Empathie, Engagement und einem Rucksack voller neuer Erfahrungen.

M. Mirwaldt